David Magee

Er selbst lässt sich in seinem Prozess von der Natur einnehmen und aus einem Gefühl der Überwältigung heraus in seinen Aufnahmen einen unwiderstehlichen Sog entstehen. Einen, der seine Betrachter mitten in die Parallelwelt des Meeres hineinzieht – einen Ort, der am Rande von Zeit und Raum den eigenen Horizont erweitert. Ein Ort, der mehr ist als sein Sujet; sie ist sein Studio – und seine Inspiration.

Er arbeitet inmitten der Natur, und das weltweit, begibt sich an steile Klippen als höchste Aussichtspunkte oder an den unteren Felsrand, um die Essenz des Ozeans aus nächster Nähe herauszukristallisieren.

Für seine Arbeit ist nicht der Ort zentral – es ist die Emotion, die seinen Ansatz bestimmt. Sie ist der Ursprung seines Werks, sein Wegweiser und sein Ziel. Mit einer spürbaren Liebe zum Meer meistert Magee es, den schmalen Grat zwischen Einfangen und Freilassen entlangzuwandern und das fließende Element in eine ästhetische Form zu gießen.

Die Naturkräfte – Erde, Wasser, Luft – bilden die Grundlage seines Schaffens. In seinen Bildern werden sie zu Akteuren, die in ständiger Wechselwirkung zueinanderstehen und die Komposition bestimmen. Das weiche, perlmuttartige Licht, das durch atmosphärische Wolkenformationen dringt und auf der Wasseroberfläche schimmert, verleiht seinen Fotografien nahezu malerische Qualität und zieht den Betrachter in eine stille, kontemplative Welt.

Er erfindet nicht, er findet: Orte, Perspektiven und Atmosphären, die den Betrachter fast magnetisch in ihren Bann ziehen. Er manipuliert nicht; er lässt das Meer wirken. Seine Mission besteht darin, den perfekten Punkt zu entdecken, zeitlich, örtlich und emotional, um das sublime Erlebnis hautnah erfahrbar zu machen. Durch lange Belichtungszeiten und feinsinnige Lichtführung erzeugt er eine dichte Atmosphäre, in der Zeit und Raum scheinbar aufgehoben sind.

Der Betrachter wird eingeladen, in eine so besinnliche wie anregende Welt einzutauchen und sich davontragen zu lassen – gerade indem er vollkommen im Moment aufgehen kann.

Er lässt die Natur nicht zum statischen Motiv werden, sondern versteht es, sie als dynamische, lebendige Kraft einzufangen, die so bewegt wie bewegend ist. Magee zielt darauf ab, nicht nur das Erlebnis zu rekonstruieren. Vielmehr intensiviert er die Erfahrung durch seinen eigenen Blick, ohne sie zu verfälschen. Auf diese Weise wird in seinen Fotografien nicht nur eine Aussicht eindrucksvoll festgehalten; sie schließt zudem die Sicht eines Künstlers auf einen Sehnsuchtsort und seine Liebe zum Meer in einer einzigen Aufnahme ein. Was ihn von seinen Zeitgenossen abhebt, ist sein künstlerischer Prozess – und die Bedeutung, die er in ihm erkennt. Ein Prozess des Herumlaufens, des Ausschauhaltens, des Wartens, des Denkens, des Überdenkens, und schließlich des Erschaffens.

Was am Meer als erhabene Erscheinung zwischen Naturgewalt und -wunder unbeschreiblich bleibt, spürt David Magee auf und transformiert es in ein erfahrbares Phänomen, das geteilt werden kann. Er dokumentiert nicht, was wir in der Natur sehen, sondern was wir fühlen können.