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Über Bruno BraquehaisAuguste Bruno Braquehais (1823-1875) arbeitete zunächst in Caen als Lithograph, bevor er 1850 die Tochter von Alexis und Marie Gouin, Laure Mathilde, heiratete und sich in Paris als Fotograf mit einem ersten Studio am Place de la…HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Auguste Bruno Braquehais (1823-1875) arbeitete zunächst in Caen als Lithograph, bevor er 1850 die Tochter von Alexis und Marie Gouin, Laure Mathilde, heiratete und sich in Paris als Fotograf mit einem ersten Studio am Place de la Madelaine 10 niederließ. Bevor er mit seinen herausragenden Aufnahmen von der Pariser Kommune, dem ersten historischen Ereignis Frankreichs, das fotografisch dokumentiert wurde und damit als Geburtsstunde der journalistischen Fotografie gelten darf, in die Geschichte einging, schuf er bemerkenswerte Porträts und setzte die Tradition stereoskoper Aktfotografie seines Schwiegervaters mit einer noch gesteigerten theatralen Note fort. Auch die exquisite Kolorierung kann schon deshalb an die Qualität des Studios Gouin anknüpfen, weil sie vermutlich ab 1852 von Laure Mathilde übernommen wurde. Nach dem Tod seines Schwiegervaters trat er in dessen Atelier ein und eignete sich in Obhut von Frau und Schwiegermutter jene Qualitätsstandards an, die das Studio Gouin auszeichneten und weit über die inflationäre fotografische Massenware hinaushoben.
Stereoskope Aufnahmen
Nur wenige Jahre nach der Erfindung der Fotografie machten sich Forscher daran, den seit Euklid (4.Jh. v. Chr.) bekannten Zusammenhang zwischen Augenabstand und räumlichem Sehen bei der Nutzung des neuen Mediums zu berücksichtigen. Nachdem Charles Wheatstone 1838 das erste Gerät zur Betrachtung zweier geringfügig versetzter Teilbilder konstruiert hatte – er nannte es Stereoskop –, erfand ein Jahrzehnt später David Brewster eine Kamera mit zwei parallelen Objektiven zur Aufnahme von Fotografien mit 3D-Effekt.Dass man die optische Täuschung perfektionieren, nicht nur verblüffend detailgenaue Formen, sondern auch den räumlichen Eindruck vermitteln wollte, ist leicht nachvollziehbar. Und so ist es geradezu eine Zwangsläufigkeit, dass mit der Zweidimensionalität auch gleich noch ein anderes Manko der Fotografie beseitigt wurde: die fehlende Farbigkeit. Da die Erforschung von Farbverfahren jedoch noch in den Kinderschuhen steckte, behalf man sich damit, die schwarz-weißen Aufnahmen zu kolorieren. Das verleiht vielen frühen stereoskopen Bildern diesen besonderen Reiz verblasster Pastelle. Endlich ließ sich das menschliche Sehen perfekt simulieren. Geboten wurden nicht mehr nur nebeneinander liegende graue Flächen, die man sich aufgrund der eigenen Seherfahrung räumlich denken konnte, sondern eine wirklich dreidimensionale Wahrnehmung. Farbige Körper im Raum. Der weibliche Akt wurde zu einem der bevorzugten Genres. Mit diesen Bildern konnten die Fotografen vor ihren Maler-Kollegen auftrumpfen und die „Überlegenheit“ ihres Mediums deutlich vor Augen führen: stilistisch auf der Höhe der Zeit, in den Details weitaus präziser als jedes Gemälde, in der Farbbehandlung wiederum sehr malerisch und das Ganze auch noch mit einem Effekt versehen, der manchen dazu veranlasst haben wird, seine Hand nach dem Motiv auszustrecken.
Dr. Boris von BrauchitschVITA
1823 geboren in Dieppe, Frankreich 1850 erst als Lithograph in Caen tätig, dann als Fotograf in Paris 1867 Seine kolorierten Daguerreotypien und Stereoskopien sind typisch für ein Fotografenatelier dieser Epoche. Sein Werk fand auf der Weltausstellung in Paris Beachtung. 1875 „Der Fotograf der Commune de Paris“ stirbt in La Celle-Saint-Cloud, Frankreich